• +49 152 22798960
  • m.filz@arb-it.de

Zugversuch

Zugversuch

Eingabe der Krone über Software

Eingabe des Kronenfotos in die Software. (Frank Rinn)

Zugversuche. Zugversuche bieten derzeit die umfassendste Möglichkeit, die Stand- und Bruchsicherheit von Bäumen einzuschätzen. Dabei wird mittels Zug an einem Stahlseil mit einer bestimmten Kraft ein Wind simuliert und die dabei auftretenden Kräfte am Stamm durch Kippwinkel und Dehnungs-/Stauchungssensoren gemessen. Diese Sensoren messen im 1/1000-mm-Bereich!
Mithilfe einer Software werden die gemessenen Daten auf Orkanwindgeschwindigkeiten umgerechnet. Die Ergebnisse dieser Berechnung lassen uns dann wissen wie sich der Baum bei Sturm verhalten würde.
Die Kippwinkel messen wir hier im 1/100-Gradbereich! Die Messung ist unschädlich für den Untersuchungsbaum, da nur geringe Kräfte eingesetzt werden.

Wie wird das gemacht?

Zunächst wird mit einer Kamera der gesamte Baum fotografiert. Dieses Foto wird mit einer Software verarbeitet, die die Segelfläche der Baumkrone berechnet. Diese Segelfläche ist maßgeblich für die Kräfte, die bei Wind auftreten. Je größer die Segelfläche desto größer die wirkenden Kräfte am Baum. Bäume sind nun aber ziemlich unsymmetrische Gebilde und deshalb ist das nicht so einfach! Das Programm verarbeitet das Foto und berechnet den sogenannten Lastschwerpunkt der Baumkrone. Ist dieser erst ermittelt, kann der Ankerpunkt gesetzt werden.
Am Stammfuß werden nun Kippwinkelsensoren fixiert, die eine Kippbewegung des Baumes supergenau messen können. Außerdem werden Messvorrichtungen für die Messung der Holzfaserstauchung bzw. –Streckung angebracht.


Jetzt wird es sportlich – ein Kletterer wirft einen sogenannten Wurfsack mit Wurfschnur in den Ankerpunkt ein, klettert nach oben (natürlich nachdem er eine Sicherung für sich selbst eingebaut hat) und befestigt hier ein Seil.
Dieses Seil wird nun mit einem Flaschenzug o. ä. vom Boden aus gespannt. Mit einem Kraftmesser wird die angelegte Zugkraft gemessen.
Alle Daten werden nun erfasst und in eine spezielle Software eingegeben. Dazu noch die baumspezifischen Daten wie Baumart usw.
Das war jetzt mal der Ablauf eines Zugversuches draußen am Baum. Nun geht es eher theoretisch weiter, denn im Büro werden diese Daten noch, Mithilfe der Software ausgewertet.

Aufgrund der rechnerischen Ergebnisse kann eingeschätzt werden,  ob der Baum bei Sturm kippen oder brechen würde oder auch starken Winden standhalten kann.
Bei geringeren Sicherheitsreserven könnte eine Maßnahme die Verringerung der Segelfläche mittels einer Einkürzung der Baumkrone bedeuten. Sind die Werte zu schlecht oder lässt sich der Proband nicht einkürzen, könnte es sein, dass er gefällt werden muss.