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Phytophtora

Phytophtora

Buchenkomplexerkrankung

Ab 1999 ist die klassische Buchenkomplexerkrankung in höheren Lagen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und angrenzenden EU-Ländern stark und teilweise mit flächigen Schäden aufgetreten. Seit 2002 wurde auch im Zuständigkeitsbereich der NW-FVA lokal bis regional eine bedeutsame Zunahme der Erkrankung beobachtet. Die Beteiligung des Biscogniauxia nummularia (Rotbuchen-Rindenkugelpilz) ist sehr wahrscheinlich.

PhytophtoraPhytophtora Buchenschleimflußkranklheit Buchenkomplexkrankheit

 

 

 

 

 

 

 

Kronenauslichtung     Abgestorbener Stamm

 

 

 

 

 

Video zum Krankheitsbild
Noch ein Video mit Drohne

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ypische Symptome der

Buchenkomplexerkrankung sind:
  • Befall durch die Buchenwollschildlaus (Massenvermehrung vor dem eigentlichen Krankheitsbeginn)
  • Rindennekrosen und Schleimfluss nach Befall durch rindenzerstörende Pilze, wie z. B. Nectn`a coccinea (erkennbar durch stecknadelkopfgroße, rötliche, kugelförmige Fruchtkörper auf der Rinde)
  • In fortgeschrittenen Stadien aufreißende / abblätternde Rinde bei noch grüner Krone und Bohrlöcher von Rinden- und Holzbrütern (Buchenborkenkäfer, Nutzholzborkenkäfern, Sägehörniger Werftkäfer) an geschädigten Stellen am Stamm (Abb. 1)
  • Typische flache waagerechte Bruchstellen in 5-8m Höhe („Tafelbruch“), bedingt durch rasche Entwertung des Holzes. Gelegentlich brechen die Stämme auch schon bei noch grüner Krone
  • Im Endstadium treten verschiedene Pilzkonsolen am Stamm auf (z. B. Zunderschwamm, Rotrandiger Baumschwamm. Angebrannter Rauchporling).

Der Krankheitskomplex wird oft durch starken Befall der Buchenwollschildlaus (Cıyptococcus fagisuga Lind.) eingeleitet, wobei nördlich exponierte Bereiche, oft auch im mittleren Stammbereich, bevorzugt befallen werden.

Die Buchenwollschildlaus verursacht kleinflächige spindelfönnige Rindennekrosen. Viele dieser Nekrosen bleiben unter geschlossener Rinde unbemerkt. Durch die Verletzung der Rinde wird der Befall durch Nectria- Arten, vor allem Nectria coccinea, ermöglicht. Vor Ausbruch der Erkrankung treten daher oft stecknadelkopfgroße, rötliche, kugelförmige Fruchtkörper im mittleren Stammbereich auf. Sind diese erkennbar, ist die Rinde in diesen Bereichen bereits abgestorben. Das Absterben der Rinde führt zu Schleimfluss. Danach, zunächst kleinflächig, später in großen Bereichen des Stammes, blättert die Rinde ab. Holzbrütende Käfer und Weißfäulepilze zerstören das Holz sehr rasch. Als Folge treten fast waagerecht ausgebildete Brüche in 5-8 m Höhe auf.

Schadensschwerpunkte fanden sich bisher in höheren Lagen (300 – 600 m). Es wird ein Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten im Wasserhaushalt angenommen. .

Aus Verkehrssicherungsgründen ist in Gefahrenbereichen ein schneller Einschlag erforderlich. Buchen mit flächig abgestorbener Rinde und vor allem Stämme, an denen bereits Pilzfruchtkörper (z. B. Zunderschwamm) zu erkennen sind, weisen eine fortgeschrittene Holzfäule auf. Sie brechen leicht, insbesondere dann, wenn die Krone noch grün ist.

3. Buchenvitalıtätsschwäche und Buchenprachtkäfer

Die Vorschädigung der Buche durch Trockenheit verschlechtert die Vitalität und begünstigt zeitgleich Buchenprachtkäfer. Typische Symptome der Buchenvitalitätsschwäche sind:

  • schüttere Belaubung, Kleinblättrigkeit und vorzeitiger Laubfall aus der Lichtkrone
  • Verlust des Feinreisigs in der Oberkrone
  • Rinde an Stamm und Ästen aufgerissen oder abgeplatzt
  • Absterbeerscheinungen (Totäste) in der oberen Kronenperipherie
  • Befall der Starkäste in der Krone durch Buchenprachtkäfer (Agrilus vin’dis L.)
Krankheitsverlauf und Diagnose:

Es wird angenommen, dass die Häufung von Witterungsextremen, insbesondere Trockenstress, in Verbindung mit Auflichtung bzw. starker Freistellung bei der Buche zu einer signifikanten Reduktion der Vitalität führt.
Die nachfolgenden auftretenden Symptome sind meist das Ergebnis des Sekundärbefalls durch rindenbrütende Käfer, insbesondere Prachtkäfer. Eine eindeutige Diagnose kann meist erst nach Fällung gestellt werden.

Frischer Prachtkäferbefall weist unterschiedlich große, dunkel verfärbte Rindenstellen mit kleinen Schleimflussflecken auf. Hinzu kommen Holzverfärbungen und Pilzbefall, die jedoch nicht nur auf den unmittelbaren Bereich des Käferbefalls, sondern auch in Faserrichtung stammabwärts verlaufen können. Älterer Befall durch Buchenprachtkäfer lässt sich an den typischen querovalen Ausfluglöchern erkennen.
Meist sind unter der Rinde Larvenfraßgänge, die mit fest gepresstem Bohrmehl gefüllt sind „Zickzackwurm“. Durch wiederkehrenden Trockenstress kann chronischer Befall durch den Prachtkäfer ausgelöst werden. Untersuchte Buchen zeigten allerdings vitale Blattknospen in der Lichtkrone. Vermutlich hätten die Dürreschäden ohne den Prachtkäferbefall ausheilen können.

Mögliche Maßnahmen:

Die negativen Auswirkungen der Wıtterungsextreme werden durch starke Eingriffe, z.B. in der Verjüngungsphase, begünstigt. Auf betroffenen Standorten wird dazu geraten, die Auflichtung der Bestände nicht zu scharf zu führen und den Seitenschutz möglichst zu erhalten. Da zunächst nur die Kronen betroffen sind, besteht in Bezug auf die Holzqualität im Stammbereich zunächst keine akute Entwertungsgefahr.
Gezielte Sanitärhiebe sind angeraten, wenn mehr als 50% der Krone abgestorben sind bzw. akut absterben. Sobald der Prachtkäfer auch im Stammbereich auftritt, kommt es zur technischen Holzentwertung u.a. auch durch Weißfäulepilze.
Derartige Bäume sind möglichst zeitnah und mit den enthaltenden Käfern zu entnehmen.

Waldschutzinfo der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA)
Erfahrungsbericht der Stadt Köln